Patient Blood Management: Patientensicherheit durch sicheren und sparsamen Umgang mit der knappen Ressource Blut
Bei jeder größeren Operation kann es zu unvorhersehbaren Blutungen kommen. In der Regel erfolgt zur Stabilisierung des Patienten eine Bluttransfusion, also die Gabe von gespendetem Blut oder Blutbestandteilen. Auch Patienten mit Blutarmut (Anämie) benötigen gelegentlich eine Bluttransfusion. Die Transfusionskommission des St. Marienhospitals Vechta hat in dieser Woche zu einem Fachsymposium eingeladen, bei dem sich mehr als 50 Fachleute aus Medizin und Pflege über neueste Erkenntnisse zu den Verfahren des sogenannten Patient Blood Management informierten.
Der Begriff Patient Blood Management (PBM) steht für Verfahren, die im klinischen Einsatz Fremdblutkonserven auf ein notwendiges Mindestmaß beschränken. Das Vorgehen basiert auf vier Behandlungssäulen: der Optimierung der Gerinnung, der präoperativen Optimierung des Blutstatus, dem rationalen Einsatz von Blutkonserven sowie blutsparenden Maßnahmen in der Chirurgie. Durch blutsparende OP-Techniken sowie die Aufbereitung und Rückgabe von Wundblut werden körpereigene Ressourcen geschont. Gerinnungsstörungen wird gezielt vorgebeugt und die Gabe von Gerinnungspräparaten reduziert, im Idealfall sogar vollständig vermieden. Lautet die Diagnose Blutarmut, wird der Patient durch den Ausgleich des Eisen- und Vitaminmangels wirkungsvoll behandelt. Hierbei setzen die Fachmediziner auf blutbildende Medikamente und/oder oral bzw. intravenös verabreichte Eisenpräparate. Dem Netzwerk von Einrichtungen, die konsequent Patienten Blood Management-Verfahren einsetzen, gehören bundesweit mittlerweile mehr als 125 Kliniken an.
Priv.-Doz. Dr. med. Christian Hönemann, Chefarzt und kommissarischer Ärztlicher Direktor des St. Marienhospitals, erläuterte die jüngsten Fortschritte in der Transfusionsmedizin: „Am St. Marienhospital Vechta haben wir frühzeitig auf die Vorteile des Patient Blood Managements gesetzt und die Standards weiterentwickelt. Besonderen Wert legen wir auf Patientensicherheit und Qualität bei der Behandlung von Krebspatienten.“
Für die Veranstaltung im Rathaus der Stadt Vechta konnten die Spezialisten der Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin des St. Marienhospitals erneut hochkarätige Referenten gewinnen. Dr. med. Dania Fischer vom Universitätsklinikum Frankfurt schilderte die Erfahrungen mit PBM-Strategien in einem Krankenhaus der Maximalversorgung. Prof. Dr. med. Donat Spahn, Direktor des Instituts für Anästhesiologie am Universitätsspital Zürich, referierte über den Einfluss von Fremdbluttransfusionen auf das Immunsystem des Patienten und Erkenntnisse zu möglichen Negativauswirkungen auf die Tumorabwehr bei Krebspatienten. Prof. Dr. med. Eckhard Müller, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Evangelischen Krankenhaus Herne, konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Vermeidung von Infektionen auf der Intensivstation, speziell im Bereich des Bauches. Zwischen den Vorträgen diskutierten die Referenten und das anwesende Fachpublikum über die bisherigen Erfahrungen mit dem individuellen Patient Blood Management und über den optimalen Wissenstransfer zwischen den Kliniken.
Dr. med. Olaf Hagemann, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin im Kollegialsystem am St. Marienhospital, fasste den erfolgreichen Nachmittag zusammen: „Wir freuen uns über eine gelungene Veranstaltung mit exzellenten Referenten. Aus der Diskussion haben wir wertvolle neue Erkenntnisse mitgenommen und werden weiterhin daran arbeiten, die Sicherheit von Transfusionen und die Qualität der Versorgung unserer Patienten zu verbessern.“