Neue Lebensjahre durch Organspende schenken
Unfälle oder Krankheiten können zu Organversagen führen. Eine Transplantation bedeutet für diese Patienten häufig die einzige Chance auf Lebensrettung. Für das besondere Engagement in der Organspende wurden die Ärzte und Pflegekräfte des St. Marienhospitals Vechta als einzige Klinik in Niedersachsen im Oktober in Kiel von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) ausgezeichnet.
Bundesweit warten mehr als 10.000 schwer kranke Menschen auf die Transplantation eines Organs. Für sie ist es die einzige Möglichkeit, um zu überleben oder ihre Lebensqualität erheblich zu verbessern. Dies ist aber nur möglich, wenn Menschen bereit sind, ihre Organe nach dem Tod zu spenden.
Von Januar bis Oktober 2015 ist die Zahl der Organspender in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent (von 713 auf 736) gestiegen – eine leichte Aufwärtsbewegung seit vier Jahren. Dagegen ist die Anzahl der gespendeten Organe im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent (auf insgesamt 2.455 Organe) zurückgegangen.[1]
„Nach dem Transplantationsgesetz müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein, um Organe nach dem Tod entnehmen zu dürfen: Zum einen ist das Vorliegen einer Zustimmung erforderlich und zum anderen muss der Hirntod eindeutig festgestellt worden sein.“, erklärt Michael Hohmann, Transplantationsbeauftragter des Vechtaer Krankenhauses. Die einzige Ausnahme bildet hierbei die Lebendorganspende, bei der ein Organ oder ein Teil eines Organs von einem lebenden Menschen entnommen wird.
Privat-Dozent Dr. Christian Hönemann, Chefarzt der Anästhesie und operative Intensivmedizin, ist seit kurzem als Prozessbeauftragter für die Einhaltung der Hirntodrichtlinien im St. Marienhospital Vechta zuständig. Im Juni 2015 wurden die Richtlinien von der Bundesärztekammer neu geregelt. Den Schwerpunkt bildet hierbei die Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls: Hirntot ist demnach, wessen gesamtes Gehirn ohne jeden Zweifel und unumkehrbar ausgefallen ist - dies betrifft sowohl das Groß- als auch das Kleinhirn und den Hirnstamm. „Liegt uns eine Zustimmung zur Organspende vor, so setzen wir die intensivmedizinischen Maßnahmen kurzzeitig fort, um die Organe weiter zu durchbluten und diese anschließend transplantieren zu können“, erklärt Dr. Hönemann die Vorgehensweise.
Das Team auf der Intensivstation leistet einen ganz wichtigen Beitrag in der Organspende. Nicht nur für die Angehörigen des Patienten sondern auch für die Ärzte und Pflegekräfte auf der Intensivstation ist die Zeit zwischen der Todesnachricht und der Organspende belastend.
Der Organspender oder seine Angehörigen bestimmen selbst, welche Organe und Gewebe sie freigeben. Der Spender kann dies in seinem Organspendeausweis oder in seiner Patientenverfügung dokumentieren. Spezialisierte Ärzte aus dem Transplantationszentrum des Empfängers entnehmen im Operationssaal des Krankenhauses die entsprechenden Organe wie beispielsweise Niere, Herz, Lunge oder Leber.
Der Organspendepreis in der Region Nord wird jährlich von den beteiligten Gesundheitsministerien und Senatsverwaltungen, der DSO und dem regionalen Fachbeirat der DSO verliehen. Ziel der Krankenhausehrungen ist es, das Engagement für die Organspende öffentlich zu würdigen: die strukturellen Voraussetzungen, die eine Klinik geschaffen hat, um mögliche Spender zu erkennen und Kontakt zur DSO aufzunehmen, die Unterstützung der Transplantationsbeauftragten durch die Klinikleitungen, die Fortbildung des Klinikpersonals sowie die Erarbeitung von Richtlinien und hauseigenen Verfahrensschritten für den Akutfall einer Organspende. Auch die Anzahl gemeldeter Fälle und realisierter Organspenden fließt in die Bewertung ein, für die Ehrung ist sie jedoch nachrangig.
[1] Quelle: DSO, Stabsstelle Statistik, Stand 04.11.2015; www.dso.de