Die kranke Herzklappe – interventionelle Therapien
Die Fortschritte in der interventionellen Kardiologie, bei denen Eingriffe mittels Katheter durchgeführt werden, helfen, Herzklappenerkrankungen besser zu diagnostizieren und minimal-invasiv behandeln zu können. Dr. med. Achim Gutersohn, Chefarzt der Kardiologie am St. Marienhospital Vechta, informierte am vergangenen Montag rund 70 Betroffene und Interessierte im Rahmen des Patientenforums über die Entstehung, Diagnose sowie neueste Therapiemöglichkeiten bei Herzklappenerkrankungen.
Mit zunehmender Lebenserwartung ist auch die Zahl der Herzklappenerkrankungen in Deutschland gestiegen. Zu den häufigsten Herzklappenerkrankungen gehören Verengungen der Herzklappen (Stenosen) und Schließunfähigkeiten (Insuffizienzen). Herzklappenfehler führen zu spezifischen Herzgeräuschen, die nur ein Fachmann - das heißt ein Kardiologe oder kardiologisch ausgebildeter Internist - aufspüren kann. Zu den typischen Symptomen gehören zum Beispiel: Einschränkung der Leistungsfähigkeit, Atemnot, Brustschmerz, schneller Herzschlag bei Belastung oder kurze Bewusstlosigkeiten.
Das Herz besteht aus zwei Hälften, die jeweils mit einer Hauptkammer und einem Vorhof versehen sind. Das ankommende Blut sammelt sich im Vorhof. Der Blutstrom wird durch vier Herzklappen gesteuert - zwei auf der linken und zwei auf der rechten Seite. Sie fungieren als Einlass- und Auslassventile der Herzkammern. Seine wichtige Pumpfunktion kann das Herz nur bei funktionsfähigen Klappen ausführen. Bei der Herzklappenerkrankung handelt es sich somit vom Grundsatz her um ein mechanisches Problem. Mit Hilfe einer medikamentösen Therapie kann sie folglich nicht gebessert oder rückgängig gemacht werden (Ausnahme: akut bakterielle Entzündung einer Herzklappe). „Aber Medikamente können durch einen Herzklappenfehler verursachte Beschwerden lindern“, erklärte Dr. Achim Gutersohn. Bei Atemnot ist zum Beispiel der Einsatz von harntreibenden Medikamenten möglich, bei nachlassender Pumpleistung und Vergrößerung der Herzkammern können ACE-Hemmer und Betablocker helfen.
Weitgehende neue interventionelle Therapien stehen den Patienten am St. Marienhospital Vechta zur Verfügung. Insbesondere bei den häufigen Herzklappenerkrankungen Aortenklappenerkrankung und Mitralinsuffizienz kommen sie Betroffenen zu Gute. Über einen Katheter können Herzklappen bei diesem Verfahren sowohl implantiert als auch korrigiert werden. In Kooperation mit dem St. Georg Krankenhaus Hamburg und dem städtischen Klinikum Oldenburg bietet die Vechtaer Kardiologie allen Patienten das volle Spektrum neuer Therapien an.
Die Entscheidung für oder gegen eine Operation ist grundsätzlich davon abhängig wie ausgeprägt die Beschwerden des Betroffenen im täglichen Leben sind. Doch häufig verursachen Herzklappenerkrankungen über längere Zeit keine Beschwerden. „Die Vermutung, dass der Patient dann nur einen leichten Herzklappenfehler hat, trügt“, betonte Dr. Gutersohn. Betroffene sollten sich deshalb regelmäßig von einem Kardiologen untersuchen lassen. Der Facharzt kann die Untersuchungsbefunde in ihrer Gesamtheit auswerten und den Patienten auf der Basis individuell beraten. Hierbei spielen auch Begleiterkrankungen und das Alter des Patienten eine wichtige Rolle. Von der Auswertung ist auch abhängig, wie stark sich Betroffene mit ihrem Klappenfehler belasten dürfen.